Resilienz – die Fähigkeit, mit schwierigen Situationen umzugehen und gestärkt daraus hervorzugehen – ist für viele von uns in Gesundheits- und Sozialberufen essenziell. Täglich begegnen wir Herausforderungen: hohe Arbeitsbelastung, schwierige Entscheidungen oder emotionale Belastungen. Doch genau hier zeigt sich die Stärke der Resilienz.
Als jemand, der im Bereich Gesundheitswissenschaft, Supervision und Coaching tätig ist, möchte ich Ihnen in diesem Beitrag zeigen, wie Sie Resilienz gezielt in Einzelberatungen fördern können. Dabei geht es nicht um trockene Theorie, sondern um praktische Ansätze, die wirklich funktionieren.
1. Starten: Gemeinsam einen Plan schmieden
Der erste Schritt ist immer die Zielklärung. Klienten fühlen sich oft überfordert oder „verloren“. Es hilft ungemein, einen klaren Fokus zu setzen. So könnten Sie den Einstieg gestalten:
„Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einer schwierigen beruflichen Herausforderung. Gemeinsam werden wir Strategien entwickeln, damit Sie gestärkt daraus hervorgehen – selbstbewusst und handlungsfähig.“
Eine klare Zielsetzung schafft Orientierung und weckt Neugier auf die Sitzung. Die Frage „Was möchten Sie heute erreichen?“ hilft, den Fokus zu schärfen und den Coachee aktiv einzubeziehen.
2. Aufwärmen: Persönliche Stärken entdecken
Resilienz ist nichts, was wir neu erfinden müssen – sie steckt in jedem von uns. Die Aufgabe im Coaching ist es, diese Ressourcen bewusst zu machen. Fragen Sie Ihren Klienten:
„Welche Fähigkeiten oder Eigenschaften haben Ihnen in der Vergangenheit geholfen, schwierige Situationen zu meistern? Was gibt Ihnen Energie, wenn es stressig wird?“
Notieren Sie die Antworten! Sie sind wie ein persönliches Toolkit für den Coachee, das er immer wieder nutzen kann. Beispielsweise könnten Antworten wie „Meine Ruhe bewahren“ oder „Unterstützung bei Freunden suchen“ Ausgangspunkt für weitere Übungen sein.
3. Die Übung: Eine Herausforderung gemeinsam meistern
Sobald Stärken identifiziert sind, gehen Sie einen Schritt weiter und wenden diese auf eine konkrete Situation an. Ein Beispiel:
- Herausforderung: „Ich habe das Gefühl, dass meine Arbeit nicht wertgeschätzt wird.“
- Coaching-Ansatz:
- Stellen Sie Fragen: „Was genau belastet Sie daran? Welche Auswirkungen hat das?“
- Entwickeln Sie gemeinsam Ansätze wie ein konstruktives Feedbackgespräch, die Suche nach externen Bestätigungen (z. B. Kollegenfeedback) oder eine bewusste Fokussierung auf eigene Erfolge.
Diese Übung gibt dem Coachee einen Rahmen, wie er ähnliche Situationen in Zukunft selbstständig angehen kann.
4. Praktische Resilienz-Werkzeuge
Hier kommt der praktische Teil ins Spiel: Vermitteln Sie Techniken, die einfach zu erlernen und sofort anwendbar sind.
- Atmung: Eine einfache Atemtechnik wie „4-4-8“ (4 Sekunden einatmen, 4 Sekunden halten, 8 Sekunden ausatmen) kann helfen, Stress schnell zu reduzieren.
Oder wiederhole beim Ausatmen: „Ich bin ruhig. Ich wähle Frieden.“ - Positive Selbstgespräche: Helfen Sie Ihrem Klienten, innere Monologe umzustrukturieren, z. B. von „Das ist gemein“ zu „Ich bin kein Opfer der Welt, die ich sehe.“ oder „Ich wähle Frieden anstelle von Konflikt.“
- Loslassen: Es ist nicht die alleinige Aufgabe des Coachee, eine Lösung zu finden. Stattdessen kann er die Situation innerlich loslassen und sich für eine höhere Führung öffnen, z.B. „Ich übergebe diese Situation dem inneren Frieden und vertraue auf eine Lösung.“
- Vergebungszauber: Der Coachee stellt sich vor, dass er einen unsichtbaren Zauberstab hat, der Wut oder Ärger in Ruhe und Freundlichkeit verwandelt. Beispiel: Jemand ist unfreundlich. Statt sich zu ärgern, „schwingt“ der Coachee gedanklich seinen Zauberstab und denkt: „Ich vergebe das und lasse es los.“
Diese Werkzeuge sind flexibel und passen zu vielen Situationen. Sie zeigen dem Coachee, dass Resilienz nicht abstrakt ist, sondern im Alltag trainiert werden kann.
5. Abschluss: Erfolge feiern
Zum Abschluss reflektieren Sie gemeinsam den Fortschritt. Stellen Sie Fragen wie:
„Welche Methode hat Ihnen heute am meisten geholfen? Was möchten Sie zukünftig ausprobieren?“
Es ist wichtig, Erfolge – auch kleine – sichtbar zu machen. Dies stärkt nicht nur das Selbstvertrauen des Coachees, sondern gibt ihm auch ein Gefühl der Kontrolle über zukünftige Herausforderungen.
Zusammenfassung: Resilienz – eine Fähigkeit, die wir alle lernen können
Resilienz ist keine angeborene Eigenschaft, sondern eine Fähigkeit, die jeder von uns entwickeln kann. Im Einzelcoaching bietet sich eine wunderbare Möglichkeit, diese Entwicklung zu begleiten: von der Reflexion persönlicher Stärken über das Training praktischer Strategien bis hin zur Anwendung im Alltag.
Wenn Sie in Ihrem beruflichen Alltag mit Menschen arbeiten, die sich in belastenden Situationen befinden, können diese Ansätze Ihnen helfen, einen echten Unterschied zu machen – für Ihre Klienten und vielleicht auch für sich selbst.
Was sind Ihre Erfahrungen?
Ich bin gespannt, wie Sie Resilienz in Ihrer Arbeit erleben und fördern. Lassen Sie mich wissen, ob diese Ansätze für Sie hilfreich waren oder ob Sie weitere Tipps suchen! Kontaktieren Sie mich, wenn Sie Interesse an einem vertiefenden Austausch oder einer Supervision haben.